Das ist interessant. So habe ich das noch nie betrachtet. Gewiss, ich habe in meinen letzten Beiträgen von Werten gesprochen und mir auch Gedanken zu dem Zitat von Tony Booth gemacht. Inklusion als die gelebte Realisierung von Werten. In dem Buch “Kenne deinen Einfluss!” von John Hattie und Klaus Zierer, aus dem auch das obige Zitat stammt, gibt es ein Kapitel das heißt: Wichtiger als das was wir machen, ist, wie und warum wir es machen. Mit “wir” sind zunächste einmal wir Lehrer gemeint. In ihrem Buch geht es Hattie und Zierer um die praktische Anwendung der Ergebnisse der Hattie Studie im Unterricht. Und grob zusammen gefasst kam dort heraus, dass einer der wichtigsten Faktoren für den Lernerfolg der Schüler die Lehrperson ist. Das was wir machen ist wichtig. Klar. Wissen und Können machen die Fachkompetenz des Lehrers aus. Aber Moment mal… das soll nicht das Wichtigste sein? Manch einer mag sich diese Frage stellen, besonders, weil in Deutschland in der Lehrerausbildung so viel Wert auf die Fachkompetenz der Kollegen gelegt wird.
Das “wie” wir es machen, soll nach Hattie und Zierer also wichtiger sein. Wie, das bedeutet Didaktik. Jeder kennt vermutlich Menschen, die viel Wissen, aber ihr Wissen nicht vermitteln und nicht erklären können. Und vermutlich kenne wir auch alle jemanden, der sehr schlau, aber auch sehr unnahbar ist und dem es daher nicht gelingt uns für sein Thema zu begeistern. Wie, bedeutet also auch Pädagogik. Didaktik und Pädagogik finden vor allem in der zweiten Ausbildungshälfte der Lehrer Gewichtung. Laut Hattie und Zierer nicht genügend mit der Fachkompetenz vernetzt und auch ein wenig spät.
An dieser Stelle wird die Frage nach dem “warum” besonders interessant. Es hat sicher schon einige Referendare gegeben, die sich gefragt haben: “Warum mache ich das hier eigentlich?” Sicherlich stellt sich diese Frage wegen hoher Anforderungen, Termindruck und fast permanentem ausgesetzt sein in Bewertungssituationen, aber auch, wegen mangelnder Sinnhaftigkeit. Bei aller fachlicher, didaktischer und pädagogischer Kompetenz kann man kaum Zufriedenheit im Beruf erlangen, wenn man sich nicht die Frage nach dem Sinn, dem Warum und dem “Will ich das hier alles eigentlich wirklich?” beantworten kann. Und schon gelangt man ganz schnell wieder zu der Frage nach den eigenen Werten und der eigenen Haltung. Und damit steht man jeden Tag von Neuem auf dem Prüfstand.
Wie aber wird pädagogisches Agieren zu ethischem Handeln? Die Gesamtheit von Werten und Maximen, die einer Einstellung zugrunde liegen lässt sich, stark vereinfacht, als Ethik bezeichnen. Ethik ist somit ein System, dass die Grundlage für Denken und Handeln darstellt. Wirklich ganz grob vereinfacht.
Denke ich also über meine Werte nach und gestalte damit ein System, das meinem persönlichen Denken und Handeln als Grundlage dient, erstelle ich damit eine persönliche Ethik. Beziehe ich dieses System auch in meine Arbeit ein und lebe die Gesamtheit meine Werte integer, wird mein pädagogisches Agieren zu ethischem Handeln.